Mit der Bekanntgabe, dass Google seine beliebte, integrierbare Suchfunktion für Websites Ende 2017 dicht macht, schauen sich viele Website-Admins nach alternativen Suchtechnologien mit derselben Funktionalität um. Zwar wird ohne weiteres Zutun automatisch auf die Custom Search umgestellt, doch das ist für die wenigstens eine angemessene Alternative. Im nachfolgenden Artikel stelle ich verschiedene Lösungen und konkrete Alternativen vor.
(Screenshot: Google)
Was ist die Google Site Search?
„Die Google Site Search integriert die Suchtechnologie von Google auf der eigenen Website und ermöglicht Besuchern so das schnelle und einfache Finden von Website-internen Inhalten. Die Kosten für dieses Produkt hängen dabei von der Anzahl der monatlichen Sucheingaben ab.“
Was? Warum? Der Status Quo
Google verkündete in einer E-Mail an seine Kunden, dass es Google Site Search (GSS) im neuen Jahr nicht mehr geben wird. Seit dem 1. April 2017 hat Google die Verkäufe und Verlängerungen bestehender Lizenzen eingestellt. Ein Jahr später – am 1. April 2018 – wird GSS dann vollständig abgestellt.
Google-Kunden, bei denen die Lizenz zwischen dem 1. April und 30. Juni ausläuft, bekommen aus Kulanz eine Verlängerung von drei Monaten. In diesem Zeitraum, bis zum Auslaufen ihrer Lizenz, haben sie immer noch das Recht den technischen Customer-Support für sich zu beanspruchen. Die Abschaltung von GSS ist besonders ärgerlich, da der Service über eine halbe Millionen Websites im ganzen Netz unterstützt und damit gefühlt konkurrenzlos dasteht. Nicht zum ersten Mal schaltet Google ein eigentlich beliebtes und gutlaufendes Produkt ab. Die genaue Intention und die eigentlichen Gründe bleiben aber unklar.
Einstellung der Services: Aktueller Screenshot (Google)
Nachfolgend klären wir was genau GSS kann, um im Anschluss die Vor- und Nachteile der Google Custom Search Engine (CSE) aber auch der anderen Alternativen vorzustellen.
Was machte die Site Search so besonders?
GSS war genau genommen „Google für die eigene Website“. Mit nur klein bisschen Arbeit und XML-Geschick konnte man Google schnell auf seiner eigenen Website integrieren, ganz ohne Branding und unschöne Ads.
Die Kernaspekte im Überblick:
- individuelle Anpassung der Darstellung via XML
- frei von Google Branding
- frei von Google Ads (Werbung konnte deaktiviert werden)
- mehrsprachige Suche
- automatische Sortierung nach Aktualität
- simple Integration
Feature-Übersicht der Google Site Search
Das Schöne: GSS war durch seine On-Demand-Lösung ein Produkt für jede Firmen-, Website- und Budgetgröße, ob groß oder klein. Denn als bezahlter Service von Google war GSS absolut erschwinglich: $100 für 20.000 Suchanfragen pro Jahr bis hin zu $2.000 für 500.000 Suchanfragen pro Jahr.
Der Unterschied: GSS vs. CSE?
Die wichtigsten Unterschiede der beiden Google-Dienste kurz zusammengefasst:
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- Das Google Branding ist fester Bestandteil und kann nicht entfernt werden. Einer der attraktivsten Feature von GSS war es gerade das Google Branding eliminieren zu können und die Suchfunktion kaum merklich in sein eigenes Webdesign zu integrieren. Nun leider nicht mehr!
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- CSE zwingt zu Ads im Suchfenster der eigenen Seite. Man ist der Werbung der Mitstreiter schutzlos ausgeliefert (Ausnahme: Non-Profit-Organisationen). Ein extrem starkes Manko.
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- Die Anzahl der Sucheingaben ist täglich begrenzt. CSE hört dann auf zu arbeiten, sobald dein Kontingent aufgebraucht ist. Unpraktisch! – vor allem für vielbesuchte Websites mit stark genutzter Suchfunktion.
- Kein E-Mail-Kunden-Support mehr. Taucht ein Problem auf, kann man nicht mehr mit dem gleichen Service wie vorher rechnen.
Ganz offensichtlich schneidet CSE nicht besonders gut ab. Die einzigen zwei Vorteile, die CSE bietet und die GSS nicht bieten konnte, sind die kostenlose Nutzung des Systems und die Möglichkeit mit einer Suchanfrage das gesamte Web zu durchkämmen. Die Ausbeute ist also eher ernüchternd: Der Wechsel zu CSE bedeutet für die meisten Websitebetreiber ein eindeutiges Downgrade.
Die Custom-Search-Engine und Google-Site-Search im direkten Vergleich:(Screenshot: Google)
Was sind die Alternativen zu Google Site Search?
Google ist zwar Platzhirsch, doch auch andere Unternehmen zählen das Thema „Suche“ zu ihren Kernkompetenzen. Dabei gibt es starke Unterschiede in den Systemen, die man bei der Auswahl berücksichtigen sollte. Man unterscheidet Cloud-basierte Anbieter, Server-Basierte Lösungen und Software-as-a-Service-Lösungen.
Cloud-basierte Anbieter
CloudSearch (Amazon)
Amazon bietet eine cloud-basierte Suchtechnologie, die die Infrastruktur von Amazon nutzt. Außerdem basiert sie wie alle Amazon Produkte auf starker Skalierbarkeit, sodass die Rechnungen dementsprechend ausgestellt werden. Was so viel bedeutet wie: Du zahlst für die Stunden, in denen die Suchfunktion genutzt wird.
Amazon CloudSearch hält was die Funktionalität angeht mit Google mit.
Vorteile:
- Freitextsuche
- Auto-Vervollständigung
- Filtern nach individuellen, relevanten Kriterien und Bewertung der Datenfelder
- Implementierung basierend auf unterschiedlichen SDKs (Node.js, Ruby, PHP, ava, Phython, .NET)
- Daten werden über API oder Spider erfasst und zugewiesen
- Grundlage ist Apache Solr[+]als Open-Source-Suchmaschine, die mithilfe von Amazon um einige Zusatzfunktionen gewachsen ist
Allgemein ist die Open-Source-Technologie von Apache die Grundlage vieler Suchmaschinen. Anders als bei manch anderen wird Solr jedoch als eigenständiger Dienst auf dem jeweiligen Server des Kunden installiert und dort auch betrieben. Die Zuweisung von Websites und Dantenbankinhalten erfolgt durch Lucene. Dies ist eine Indizierungstechnologie (Open-Source), die auch von Apache stammt. Solr wird individuell entsprechend dem vorliegenden Kundenprojekt integriert und mit den richtigen Datenquellen verbunden (vgl. CMS- oder Shop-Technologie).
Bing (Microsoft)
Microsoft bietet eine Lösung, die auf der Bing Plattform basiert und die CloudSearch-Funktionen um ein paar hilfreiche Features ergänzt.
Vorteile:
- Rechtschreibprüfung
- Möglichkeit Nutzer-Vorhaben/Intentionen zu verstehen
https://blogs.bing.com/2017-05/build-your-own-web-search-service-with-bing-custom-search
Diese Nachteile sollte man kennen: Keines dieser beiden oben genannten cloud-basierten Alternativen ist einfach zum Laufen zu bringen, vor allem nicht im Vergleich zu GSS. Viele der Content Management Plattformen boten spezielle Plug-ins für den schnellen GSS Set-up an.
Folglich wird zusätzlich technische Unterstützung von außen benötigt, um CloudSearch oder Bing aufsetzen zu können – es sei denn, man ist eine große Organisation mit den entsprechenden finanziellen Mitteln oder zufällig selbst eine Softwareentwicklungsfirma, die sich mit dieser Materie auskennt.
Server-basiert
Anders als bei den cloud-basierten Site-Search-Funktionen, die auf die Netzwerke anderer (großer Organisationen) angewiesen sind, machen sich Server-Side-Lösungen die eigens gekaufte Computerleistung zu Nutze.
Für viele kleine Unternehmen und Entrepreneurs wäre das der Server, auf dem sie ihre Websites hosten.
SearchWP (WordPress)
Gerade SearchWP für WordPress oder eins der zahlreichen anderen CMS-basierten Plugins haben den großen Vorteil, dass man sie einfach einrichten und bedienen kann.
Nachteile:
Allerdings muss man an dieser Stelle sagen, dass die cloud-basierten Suchtechnologien viel stabiler und leistungsfähiger im Bereich Funktionalität sind. Heute erwarten Nutzer Features wie die Auto-Vervollständigung und Spracherkennung bei Suchfunktionen, können aber von den server-basierten Lösungen nicht immer vollständig unterstützt werden.
Diese zwei Übersichten liefern einen guten Rundumschlag über aktuelle Angebote in Sachen „Plugins für die interne Suche“:
Zwischen-Fazit
Wenn man also eine kleine Website mit wenig Traffic und Suchvolumen betreut, ist die Server-Side Option definitiv eine Alternative. Große Unternehmen mit hohen Besucherzahlen und vielen Suchanfragen auf ihrer Website sollten hingegen über eine cloud-basierte Lösung nachdenken.
Gibt es eine Alternative, die das beste von beiden Extremen vereinbart? Mit der Vorstellung der dritten Option könnte das möglich sein.
Software as a Service (SAAS)
Zwischen der cloud- und server-basierten Variante liegt die SAAS Alternative. Im Grunde ist sie eine cloud-basierte Suchfunktion mit dem Vorteil, dass sie ein externer Dienstleister betreut und für die Verbindung zur Cloud sowie den damit verbundenen Komplikationen und deren Lösung verantwortlich ist.
Praktisch! Mit wenig Aufwand ein voll funktionierendes und schnell arbeitendes System an Ort und Stelle.
Bis dato gab es in diesem Bereich nicht viele Anbieter – vermutlich aufgrund der Monopolstellung von GSS. Viele Dienstleister wittern jedoch jetzt ihre Chance durch die Abschaffung von GSS – im Markt tut sich nun was. Wir stellen hier eine Auswahl an SAAS-Lösungen vor.
Swiftype
Swiftype ist eine vertraute Suchtechnologie von vielen Websites wie CBS und AOL, da die Such-Erfahrung der von Google sehr ähnelt.
Vorteile:
- Größere Auswahl an Individualisierungsmöglichkeiten, z. B. Farbe der Links und vieles mehr
- Fortschrittlicher Such-Algorithmus: Abstände zwischen Wörtern (z.B. tshirt vs. t-shirt) und Silbentrennungen werden berücksichtigt sowie Suffixe, sodass gesuchte Wörter desselben Wortstamms gelistet werden – dies verringert die Ausschüttung von nicht relevanten Suchergebnissen
- Detaillierte Filterfunktion – Suche kann nach folgenden Kriterien eingegrenzt werden: Datum, Preis, Ort, Art des Inhalts, Autor, letztes Update, um Nutzern möglichst die aktuellsten Ergebnisse zu liefern
Nachteile:
- Teurer Spaß: ca. $299 pro Monat, wenn man bedenkt, dass manche Firmen diesen Betrag im Jahr für GSS gezählt hätten
Cludo Site Search
Smarter Move seitens Cludo, denn das aus Dänemark stammende Unternehmen positioniert sich auf seiner eigenen Website als die Alternative zu GSS.
In folgenden Funktionen sind die beiden identisch:
- Autokorrektur
- Pflege von Synonymen
- Herausstellen von Suchergebnissen
- Personalisierte Website-Suchfunktion:
„We do most of the work on our side so that you receive a personalized search solution that fits your needs. We will design the search in accordance to your site’s style, and make sure that relevancy is tuned just for your organization.” (Blog Post: Cludo)
Vorteile:
- URLs können via API direkt an CLUDO gesendet werden ODER
- Ein JavaScript-Code wird in die Seite integriert, sodass der Spider informiert ist, auf welche Seiten er hinweisen soll
- Suchergebnisse können den eigenen Anforderungen angepasst werden
- Suchergebnisse oder ganze Bereiche können manuell manipuliert werden (URL-Segmente)
- Möglichkeit Quicklinks zu hinterlegen (vgl. “I´m feeling lucky”-Funktion von Google)
Eine ausführliche Übersicht über ihre Lizenzmöglichkeiten, Features und Preise können auf ihrer Website eingesehen werden.
Algolia
Innovative und bereits sehr beliebte Cloud-Lösung aus Frankreich.
Vorteile:
- Preislich gestaffelte Angebote sogar mit einer kostenfreie Variante → Zeig mir die Angebote
- Viele APIs und Integrationsmöglichkeiten: Plug-ins für WordPress, Magneto, SDKs für PHP, Java, C# und mehr
- Hohe Verfügbarkeit: Suchindex kann weltweit auf Server verteilt werden dank genutzter CDN von Algolia
- Leistungsstärke punktet auch beim Umgang mit komplexen und großen Daten
Nachteil:
- Cloud-Variante bedeutet, dass in den meisten Fällen technische Hilfe von Drittanbietern benötigt wird (vgl. 4.1.)
Keine klassische Websuche! Eigener Index – normalerweise über einen Spider generiert – wird durch den Suchfunktion-Verantwortlichen aufgesetzt und bespielt. Algolia kann aber auch als Volltextsuche genutzt werden.
Das Start-up wird von bekannten Investoren finanziell unterstützt und von namhaften Firmen wie Quicksilver und Fotolia bereits genutzt.
SiteSearch360
Die Seite ist zwar ausschließlich auf Englisch verfügbar, doch die Damen und Herren kommen aus Deutschland, aus dem schönen Dresden um genau zu sein.
Vorteile:
- ebenfalls preislich gestaffelte Angebote mit ebenfalls kostenfreier Version bis 1000 queries pro Monat
- fantastische Usability und zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten dank dem „Search Designer“ – ein Tool zur individuellen Gestaltung der Such- und Suchergebnismaske
- Einfach Integration mit allen Klassikern: JavaScript code snippet, API oder plugin und dadurch mit allen CMS kompatibel
- Cross domain search support
5. Welche Alternative ist die beste für das eigene Webprojekt?
Kommt für dich nur ein Google Produkt in Frage, ist GCS die einzige Lösung. Sie kostet nichts, aber du musst bedenken, dass eine Personalisierung deiner Search-Site-Funktion – wie sie die meisten Websites benötigen – nicht möglich ist.
Wenn du dir hingegen mehr Kontrolle über deine Suchfunktion wünscht, gibt es zahlreiche Optionen von Drittanbietern, die den oben genannten drei Hauptkategorien (Cloud-, Server-basiert, SAAS) zugeteilt werden können. Jede ist für eine bestimmte Organisation unterschiedlicher Skalierbarkeit geeignet, bzw. wird empfohlen.
Hier noch einmal kurz zusammengefasst:
- Großes Unternehmen, mit finanziellen Mitteln, viel Traffic auf eigener Website sollten zu einer Cloud-Alternative greifen.
- Kleine Unternehmen, die nur eine grundlegende Search-Funktionalität benötigen und für deren Besucherzahlen noch überschaubar sind, kann zu einer Server-basierten-Alternative via Plug-in geraten werden.
- Ein gutes Mittelmaß aus Suchqualität und Einrichtungskomplexität bieten die SAAS-Alternativen. Die zahlreichen neuen Funktionen und Features sind definitiv einen Blick wert.
Obwohl die unterschiedlichen Alternativen im allgemeinen dieselben Features anbieten, unterscheiden sie sich doch in einzelnen, sehr spezifischen Elementen, die für deine Website mehr oder weniger relevant sein können.
Daher ist bei der Auswahl nur eines wichtig: Sich gut informieren! Wer weiß oder in Erfahrung bringen kann, wie seine Website-Besucher „ticken“, welche Erwartungen sie haben, an die Website vor allen Dingen aber auch an die Suchfunktion, der kann die Entscheidung für eine der Alternativen um so leichter treffen.
Ich wünsche ganz viel Erfolg bei der Umstellung und freue mich wie immer über Kommentare, Anregungen, Ergänzungen aber auch Korrekturen und einen gesunden Diskurs!
weiteführende Links:
SITESEARCH360 ist doch aus Dresten, nicht? Zumindest gemäss Impressum.
Der Text unter Site Search 360 gehört zu Algolia, nicht zu Site Search 360. Site Search 360 ist aus Deutschland (Dresden um genau zu sein wie Mathias schon richtig bemerkte). Wäre super wenn ihr das updaten könntet und auch einen neuen Screenshot von https://www.sitesearch360.com machen könntet.
Hey David, danke für den Hinweis. Scheinbar hatte ich damals einfach den Text copy-pasted aber ganz vergessen eigene Bullets zu ergänzen. Kompliment für euer neues Design – da liegen Welten dazwischen. Melde dich gern, wenn du noch etwas zu ergänzen hast. Falls ihr eure Rankings in Deutschland weiter verbessern möchtet, empfehle ich übrigens die Website auch auf Deutsch zu übersetzen. So viele URLs habt ihr ja nicht. Viele Grüße nach Dresden! 🙂